Greyhoundsperre (anstrengungsabhängige Myopathie)

Hallo liebe Leute, ich als ehemaliger Rennhund bin zwar jetzt raus aus dem Geschäft und habe mit professionellen Rennen nichts mehr am Hut – Gott sei Dank!
Aber vielleicht kann ich Euch trotzdem ein paar Tipps geben, um meine langnasigen Kollegen und Kolleginnen gesund zu erhalten.

Nach diesen heißen Tagen liegt mir besonders ein Thema am Herzen, die sogenannte „Greyhoundsperre“ oder – korrekt bezeichnet – die anstrengungsabhängige Myopathie (Rhabdomyolyse).

Bei Renn Greyhounds sind Muskelkrämpfe und –verspannungen mit schwerwiegenden Folgen bis hin zu dauerhafter Muskelschädigung und Tod durch Nierenversagen keine Seltenheit!

Aber auch ehemalige Rennhunde sind speziell bei ungenügender Fitness, unzureichenden Aufwärmphasen, warmem Wetter und großer Aufregung gefährdet. Ein Muskelkrampf kann bereits durch intensives Spiel oder Aufregung am Zaun ausgelöst werden.

Besonders häufig sind die Muskeln der Hinterhand betroffen (50%), in zweiter Linie die Rückenmuskulatur (30-40 %) und seltener (ca. 10%) die Muskulatur des Schulterbereichs.

Je nach ihrer Ausprägung werden Krämpfe in unterschiedliche Kategorien eingeteilt:

    1. Die subklinische Form äußert sich lediglich durch verminderte Geschwindigkeit am Ende eines längeren Laufes. Sie bedarf in der Regel keiner Behandlung und löst sich beim weiteren Laufen von selbst.
    2. Die milde Form zeigt sich durch generelle Steifheit und Schmerzhaftigkeit nach anstrengender Bewegung.
    3. Bei der schweren Form sind meistens die Hinterbeine betroffen. Der Hund läuft entweder nur noch auf drei Beinen oder zieht ein Hinterbein nach.
      Bei Muskelkrämpfen der beiden letztgenannten Kategorien empfiehlt es sich, den Hund zu massieren und die verhärtete Muskulatur mit warmen, feuchten Umschlägen zu behandeln. Eventuell müssen entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden. Zunächst sollte man das Tier schonen. Löst sich die Verspannung, kann man mit kurzen Spaziergängen beginnen.
    4. Die schwerste Form wird auch als anstrengungsabhängige Myopathie oder als Rhabdomyolyse bezeichnet. Hierbei kommt es ca. 24 -72 Stunden nach großer Belastung zu schwerwiegenden Muskelschäden, plötzlichem Gewichtsverlust, Schwäche, Appetitlosigkeit, Steifheit, Kollaps und eventuell zum Nierenversagen. Häufig beobachtet man eine Dunkelfärbung des Urins. Dies wird durch Myoglobin, das aus zerstörten Muskelzellen freigesetzt wird, verursacht. Weiterhin kann die Ablagerung von Myoglobin in der Niere zu Nierenversagen führen. Die Sterblichkeit ist bei dieser Form ohne Behandlung hoch. Das Geschehen stellt eine echte Notfallsituation dar, bei der umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden sollte!

Auch mit entsprechender Behandlung können bleibende Schäden der Muskulatur entstehen, da Muskelgewebe durch fibröses Gewebe ersetzt wird und daraus mitunter der Verlust der vollen Leistungsfähigkeit resultiert. Behandelt wird die bewegungsabhängige Myopathie mittels Infusionen (Ringer-Lösung mit Zusatz von Bikarbonat-Lösung). Zusätzlich werden nichtsteriodale Entzündungshemmer und gegebenenfalls anabole Steroide verabreicht. Bei weniger schlimmen Fällen ist mitunter die Gabe von nichtsteroidalen Entzündungshemmern kombiniert mit Ruhe und einem weichen Lager ausreichend. Die Bewegung sollte langsam wieder gesteigert werden.

Um einer Myopathie vorzubeugen, ist es besonders wichtig, nur ausreichend trainierte Hund und solche, die sich zuvor warm gelaufen haben, körperlicher Belastung auszusetzen. Weiterhin ist nach Belastung eine ca. 3-5 minütige Abkühlungsphase einzuhalten. Ein ausgeglichener Wasserhaushalt spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine Rolle.

Zur Vermeidung einer Dehydrierung bietet sich die Gabe von speziellen Elektrolytlösungen für Greyhounds an. Als weitere Ursache von Krampfgeschehen wird ein relatives Kaliumdefizit der Nahrung in Erwägung gezogen. Daher ist besonders bei Hunden, die sich sehr verausgaben, auf ausgewogene Ernährung zu achten. Bei Bedarf kann man die Futterration mit speziell für Greyhounds entwickelten Vit E-, Selen- und Vit. C-haltigen Futterzusätzen anreichern.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es besonders wichtig ist, auf ausreichende Aufwärm- und Abkühlungsphasen zu achten, dafür zu sorgen, dass die Hunde nicht dehydriert sind und eine ausgewogene, auf die Leistung abgestimmte Ernährung anzubieten.

Bitte beachten: Dieser Artikel kann und soll nicht den Besuch bei einem kompetenten Tierarzt ersetzen. Er basiert auf persönlicher Erfahrung und auf bereits veröffentlichten Artikeln zu dem jeweiligen Thema, deren Quelle bzw. Verfasser ausdrücklich genannt werden. Selbstverständlich kann dafür keinerlei Gewähr übernommen werden.

This entry was posted in Gesundheitsthemen. Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post. Both comments and trackbacks are currently closed.
  • Tierschutz Trödelladen

    Öffnungszeiten: Freitags und Samstags von 13:00 bis 17:00 Uhr.
  • Spenden

    Helfen Sie uns bitte mit !