Leishmaniose

1. Allgemeines

Leishmaniose ist für alle Hunde aus Mittelmeerländern inzwischen ein Thema geworden und verdient volle Beachtung. Aber auch jeder Urlauber, der seinen Hund dorthin mitnehmen muß, sollte sich der Gefahr bewusst sein, in die er ihn damit bringt.
Leishmaniose gehört zu den Zoonosen: sie kann vom Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragen werden.
Als Überträger agiert die Sand- oder Schmetterlingsmücke, die infiziertes Blut aufnimmt und durch einen Stich weitergibt.
Die Infektionskrankheit Leishmaniose, von der es verschiedene Formen gibt, wird durch bestimmte einzellige Parasiten, Leishmanien, ausgelöst.

Man unterscheidet 3 Formen der Erkrankung:
• viszerale (innere) Leishmaniose (Kala-Azar, Dum-Dum-Fieber), an der laut Weltgesundheitsorganisiaton (WHO) pro Jahr etwa eine halbe Million Menschen erkranken (Indien, Bangladesh, Brasilien, u.a.), gegen die es jetzt ein neues Medikament gibt (Miltefosine) mit einer angegebenen Heilungsrate von 95 %
• kutane Leishmaniose (Hautleishmaniose)
• mukokutane Leishmaniose (Schleimhautleishmaniose)

2. Ansteckung

Die Art der Parasiten, die entlang des Mittelmeeres gefunden wurden, sind in der Regel nur für Hunde lebensbedrohlich. Die Inkubationszeit variiert zwischen vier Wochen und sieben Jahren.
Wird der Hund nicht behandelt, stirbt er aufgrund der Schädigung der inneren Organe. Leider wird immer wieder die unwissenschaftliche Meinung verbreitet, es gäbe eine direkte Form der Ansteckung über Blut oder Speichel (offene Wunde eines infizierten Hundes gegen offene Wunde eines Menschen).
Dies ist bisher nicht nachgewiesen. Selbst Tierärzte versetzen mit dieser Panikgeschichte Halter, deren Tiere an Leishmaniose erkrankt sind, in Angst und Zweifel, die dazu führen, dass das Tier, das jetzt so dringend auf unsere Hilfe angewiesen wäre, abgegeben wird.
Grundsätzlich ist die Übertragung durch den Stich der Sandmücke möglich, angesichts der Millionen Urlauber in den endemischen Gebieten Europas, aber eher gering. Jedoch wurden auch in Deutschland bereits Exemplare der Schmetterlingsmücke gefunden.

Zu diesem Thema äußerte sich Professor Dr. Kurt Pfister vom Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München in der Weise, dass er jegliche Form der Panikmache als unangebracht empfinde.
Es sei nicht anzunehmen, dass das Verbreitungsrisiko durch die Hunde aus dem Süden steige. Vor allem gehöre die in Deutschland gefundene Art der Sandmücke einer Art an, die Leishmaniose gar nicht übertragen kann.
Es wird von wissenschaftlicher Seite kaum eine Gefahr gesehen, dass es durch Hunde aus endemischen Gebieten zu einer Ausbreitung der Leishmaniose in Deutschland kommen könnte.
Durch die Behandlung mit den geeigneten Mitteln wird die Erregerdichte ebenfalls auf ein Minimum reduziert.

3. Symptome

Sie können vielfältig sein, und nicht in jedem Fall zeigt der Hund ein Krankheitsbild.
Möglich sind kahle Stellen an den Ohrrändern, um die Augen, an den Extremitäten, Schuppen, Nasenbluten, entzündete Augen, entzündete Nagelbetten, fortgeschrittenerweise Abmagerung, diffuse Schmerzen und extreme Müdigkeit.

4. Behandlung

Bei uns werden vor allem zwei Medikamente eingesetzt: Allopurinol (ein Gichtmittel aus der Humanmedizin) und, als einmalige Spritzenkur Glucantime. Allopurinol ist preiswert, hat wenig Nebenwirkungen und lässt sich leicht über das Futter verabreichen.
Glucantime sollte ohnehin nur bei schwersten Fällen eingesetzt werden, ist sehr teuer, hat schwere Nebenwirkungen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der behandelte Hund wieder beschwerdefrei leben kann (nicht geheilt), liegt bei über 80% wenn der Hund nicht schon in sehr schlechtem Allgemeinzustand war.

5. Vorsichtsmaßnahmen

Wer einen an Leishmaniose erkranken Hund zuhause hat, sollte, wenn er besonders vorsichtig sein möchte, diesem Hund in der warmen Jahreszeit ein Scalibor Halsband anlegen.
Es wehrt die betreffenden Mücken absolut sicher ab, wenn das Halsband entsprechend der Gebrauchsanleitung verwendet wird. Wer mit seinem Hund in Mittelmeerländern Urlaub macht, und den Hund nicht zuhause lassen kann, sollte ebenfalls dieses Halsband im Gepäck haben.
Das Halsband ist bei jedem Tierarzt oder in entsprechenden Apotheken zu haben.

6. Unsere Verantwortung

Wenn wir ein Tier aus den Mittelmeerländern, oder aus anderen endemischen Gebieten als Tierschützer importieren oder als Urlauber mitbringen, so sind generelle, unumstößliche Regeln zu beachten:

Das Tier muß nach der Ankunft in Deutschland und vor Weitergabe an einen Interessenten einem Tierarzt vorgestellt werden, der sich mit Leishmaniose auskennt. Das ist bekanntermaßen nicht immer so.
Es muß eine Blutabnahme erfolgen, wo neben einem großen Blutbild auf alle Fälle auf Leishmanien und (dazu in einem anderen Artikel) Babesien abgetestet werden muß.
Die Blutproben müssen auch an spezialisierte Labors eingeschickt werden, deren Adressen am Ende angefügt sind.
Sie können dem Tierarzt jederzeit vorgeschlagen werden, sollte er sie nicht kennen.

Es gibt immer noch Amtsveterinäre und Tierärzte, die behaupten, Leishmaniose sei eine Tierseuche und damit meldepflichtig.

Das ist falsch.

Die meldepflichtigen Krankheiten sind in den einschlägigen Gesetzen detailliert aufgelistet, ohne Leishmaniose. Wer den Rat erhält, sein Tier, weil es an Leishmaniose erkrankt ist, einschläfern zu lassen, sollte zum einen den Tierarzt sofort wechseln, aber nicht ohne ihn vorher darüber aufzuklären, dass ein Tier nur euthanasiert werden darf, wenn man es damit von einem unheilbaren Leiden erlöst, und nicht wegen einer imaginären Krankheitsausbreitung.

Leider wird immer noch falsch oder gar nicht therapiert oder, tierschutzwidrig, eingeschläfert. Es gehört zwar nicht unmittelbar zum Leishmaniosethema, aber die Neuankömmlinge sollten, falls Fell- und Hautdefekte da sind, auch gegen Räude behandelt werden .
Sie sollten gründlich entwurmt werden, und es sollte, ausnahmslos, eine Sanierung der Zähne erfolgen.

Als praktisches Beispiel soll hier Nasha (6 Jahre alt) vorgestellt werden:
Afghanen-Hündin, kastriert. Bei Ankunft aus einem Tierheim in Portugal war sie ca. 3 Jahre alt, Leishmaniose positiv, hoher Babesientiter, hoher Ehrlichientiter und hatte eine Räude.
Die Titer waren von einem Ausmaß, dass das Labor anfragte, ob der Hund noch lebt. Sie hatte große Hautdefekte und eitrige Nagelbetten. Wir haben die Leishmaniose mit Allopurinol behandelt, was den Titer ganz erheblich gesenkt hat, die lebensbedrohliche Babesiose mit Carbesia (nur 2 Spritzen, in Frankreich erhältlich, oder über die internat. Apotheke) und die Ehrlichiose mit Doxicyclin. Die Räude war mit Stronghold (eine Ampulle zwischen die Schulterblätter) innerhalb einer Woche verschwunden.
Wir haben keinen Moment gezögert, diesen Hund zu retten, allerdings haben wir ihn 4 Wochen von unserem übrigen Rudel getrennt gehalten.

Verantwortungsvoller Tierschutz ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Dies muß jedem Tierschützer klar sein, bevor er ein Tier aus entsprechenden Ländern aufnimmt oder vermittelt.
Darüber muß auch jeder Adoptionswillige von vornherein aufgeklärt werden und einer möglichen zukünftigen Behandlung positiv gegenüberstehen. Die obige einfache Zusammenfassung des sehr komplexen Themas soll und darf nicht den Gang zum Tierarzt ersetzen.
Er ist als Einstieg für jene gedacht, die plötzlich mit einem erkrankten Tier konfrontiert werden. Er soll helfen, die Tiere einer kompetenten Behandlung zuzuführen.

Laboradressen:

Institut für vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie
Tierärztliche Fakultät der LMU München
Leopoldstr. 5
80802 München
Tel. 089/2180-3622
sekretariat@tropa.vetmed.uni-muenchen.de

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Str. 74
20539 Hamburg
Tel.: 040/42818-0
www.bni.uni-hamburg.de
bni@bni-hamburg.de

Tierärztliches Labor Freiburg
Prof. Dr. D. Barutzki
Postfach 100120
79120 Freiburg
Tel.: 07614/761200

 

Bitte beachten: Dieser Artikel kann und soll nicht den Besuch bei einem kompetenten Tierarzt ersetzen. Er basiert auf persönlicher Erfahrung und auf bereits veröffentlichten Artikeln zu dem jeweiligen Thema, deren Quelle bzw. Verfasser ausdrücklich genannt werden. Selbstverständlich kann dafür keinerlei Gewähr übernommen werden.

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